Offener Brief des Erlanger Bündnis für den Frieden an die Bürger von Cascina di Riva
Der Kriegsverbrecher aus unserer Stadt muß vor Gericht !
Liebe Bürgerinnen und Bürger von Cascina di Riva,
Mit Schrecken und Zorn haben wir die Nachricht aufgenommen, daß in unserer Stadt der Kriegsverbrecher Anton Renninger lebt und sogar eine Rolle im öffentlichen Leben der Stadt spielen konnte.
Renninger hat im Jahr 1944 als Oberleutnant der verbrecherischen deutschen Armee den Befehl gegeben, in Ihrem Ort Cascina di Riva 51 wehrlose Zivilpersonen zu erschießen, weil Partisanen 22 Angehörige der Invasoren festgenommen hatten.
Diese Tat war zweifellos ein Kriegsverbrechen, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Sinne der Anklage der Nürnberger Prozesse.
Wir möchten den Hinterbliebenen der ermordeten Bürger und Bürgerinnen ihres Ortes unser Mitgefühl ausdrü cken.
Renninger ließ nach Presseberichten erklä ren: "Ich habe nur den Befehlen meiner Vorgesetzten Folge geleistet". Mit genau dieser Ausrede versuchte sich auch Eichmann zu verteidigen. Mit diesem Satz hat Renninger aber auch ein Geständnis abgelegt.
Wir begrüßen, daß Renninger in Italien angeklagt und wie wir hoffen, auch verurteilt wird, und wenden wir uns gegen Forderungen, den "armen alten Mann in Ruhe zu lassen".
Denn dies bedeutet eine Bevorzugung von Nazi-Verbrechern gegenüber ``unpolitischen'' Kriminellen, sozusagen eine "Nazi-Rabatt". Bevor über die Angemessenheit einer Strafe, Haftfähigkeit etc. gesprochen werden kann, muß durch ein Gerichtsurteil festgehalten werden, daß diese Tat absolut Unrecht war.
Leider kann Renninger nach der deutschen Verfassung nicht ausgeliefert werden. Für uns ist aber untragbar, daß die Massenmörder der deutschen Wehrmacht keine Strafverfolgung fürchten müssen. Die deutsche Justiz hat zwar, "den Fall registriert", und will "der Sache nachgehen", falls ein "konkreter Tatverdacht bestehe" und "die italienische Justiz Material über den Fall zur Verfü gung stelle". Es scheint allerdings nicht sehr schwer zu sein, an dieses Material heranzukommen: Die Erlanger Lokalzeitung verfügt über Kopien der Anklageschrift, wie in einem Artikel zu lessen war. Wahrscheinlich genügt ein Anruf nach Italien. Daß ein "Tatverdacht" besteht, wenn jemand öffentlich einen Mord gesteht, sollte sich eigentlich von selber verstehen.
Wir werden uns deshalb dafür einsetzen, daß die deutsche Justiz zügig Anklage gegen Renninger wegen Mordes in 51 Fällen erhebt. Die italienische Anklagebehörde muß eingeladen werden, in diesem Verfahren auf Seiten der Anklage aufzutreten, schließlich verfügt die italienische Justiz über alle Beweise.
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg !
Erlanger Bündnis für den Frieden:
Aktion Courage - Aktion gegen Rassismus und Auslä nderfeindlichkeit, Bund für Geistesfreiheit Erlangen, Bündnis90/Die Grünen Erlangen-Stadt , Deutsche Friedensgesellschaft/ Vereinigte Kriegsdienstgegner, Gewaltfreie AnarchistInnen, Deutscher Gewerkschaftsbund, Erlanger Christen für den Frieden, Grüne Liste , IPPNW - Hochschulgruppe Erlangen , JungsozialistInnen in der SPD Erlangen, Juso-Hochschulgruppe Erlangen, Medizin und dritte Welt, Pax Christi, PDS -Basisorganisation Erlangen, Solidarität International, SPD Erlangen, Naturwissenschaftlerinitiative "Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit" .
(Manfred Kirscher ) (Johannes Pöhlmann )