Italienische Presseberichte über die Gedenkfeier im April 2003 in Cumiana

"La Valsusa", 3. April 2003 von Abele Luigi Bergeretti

Cumiana gedenkt seiner 51 Märtyrer vom 3. April 1944

Sonntag, 6. April: 59. Jahrestag des Massakers

"Die Märtyrer von Cumiana, die Gott in seiner Barmherzigkeit nach den unmenschlichen Morden zu sich genommen hat, sagen der Welt, dass das Recht nicht stirbt; sie sagen den Italienern, dass ihr Vaterland in der geistigen Einheit gründet, aber durch Hass und Uneinigkeit zerstört wird." Mit diesen Worten, die heute immer noch aktuell sind, gedachte der bekannte piemontesische Dichter Mino Costa der 51 Märtyrer von Cumiana, unschuldige Opfer der nazifaschistischen Repressalien vom 3. April 1944. 59 Jahre nach diesem tragischen Geschehen wird Cumiana seiner Märtyrer gedenken. An den Feierlichkeiten nimmt auch eine Delegation aus Erlangen (Deutschland) teil, der Stadt, in welcher Leutnant Renninger lebte und starb. Renninger war Kommandant des Erschießungskommandos und wurde vor dem Militargericht in Turin wegen Kriegsverbrechens angeklagt. "Mit der Stadt Erlangen" - betont der Bürgermeister von Cumiana, Dr. Roberto Costelli - "haben sich zwischenzeitlich freundschaftliche, von gegenseitigem Verständnis getragene Beziehungen entwickelt, die in naher Zukunft in eine Partnerschaft münden werden." 1994, am 50. Jahrestag, sagte der damalige Justizminister Giovanni Conso unter anderem: "Die Gemeinschaft wurde von diesem blutigen Kapitel unserer Geschichte getroffen, das in den Befreiungskampf gegen die Diktatur, den Kampf für Demokratie und Freiheit eingehen wird. Alle diese Erinnerungen müssen erhalten werden zum Wohl künftiger Generationen. Sie müssen vor allem die Möglichkeit haben, klar zu erkennen, was wirklich geschah in diesem schrecklichen Kampf zwischen Diktatur und Freiheit, zwischen Autoritarismus und Demokratie, zwischen Tod und Leben. Sich erinnern, um vorwärts zu gehen, sich identifizieren mit den Werten dieses Kampfes!" Gleichzeitig mit dem Gedenken an die Märtyrer von Cumiana erwähnte der Minister die blutigen Kämpfe, die sich damals in Ruanda, in Somalia, im früheren Jugoslawien ereigneten (und in diesen Tagen können wir noch den furchtbaren Krieg hinzufügen, der im Moment im Irak tobt); er unterstrich, dass man von der "Geschichte, dieser Lehrmeisterin des Lebens, wohl noch nicht genug gelernt" habe. Heute erhebt sich wieder einmal, laut und stark, die Stimme des greisen Papstes Johannes Paul II, die einzige wirklich deutlich vernehmbare Stimme, die zum Frieden aufruft und daran erinnert: "Nur der Frieden ist der Weg zum Aufbau einer gerechteren, solidarischeren Gesellschaft! Niemals können Gewalt und Waffen die Probleme der Menschen lösen!" Jeder Krieg ist immer auch ein "sinnloses Morden", wie bereits Benedikt XI den Ersten Weltkrieg beschrieb. Am Sonntag, 6. April werden die Menschen in Cumiana der 51 zivilen Gefallenen gedenken, sie werden für die Opfer und ihre Angehörigen beten und auch für den Frieden in der Welt, die von vielen Kriegen erschüttert wird, Kriegen, die teilweise vergessen sind, aber immer noch soviel Leid mit sich bringen.

"la Repubblica", 4. April 2003

Das Massaker

Eine Delegation aus der Stadt des Nazis Renninger besucht Cumiana Mitbürger des Nazi-Verbrechers in der Stadt des Massakers:

Eine große Delegation aus Erlangen, jener bayerischen Stadt, in der Leutnant Anton Renniger lebte (er befehltige das Erschießungskommando), kommt heute in Cumiana an. Der Ort war am 3. April 1944 Schauplatz des Mordes an 51 Zivilpersonen. Die Vertreter der Stadt Erlangen und der Vereinigung "Erlanger Bündnis für den Frieden" werden zum ersten Mal von rund 30 Schülern des Ohm-Gymnasiums begleitet, Gäste von Familien der kleinen Stadt. Heute Morgen findet in Cumiana ein Treffen zur Vertiefung des historischen Hintergrundes der Ereignisse statt. Referenten sind Marco Comello, Autor eines Buches über das Massaker, Gianni Oliva, Historiker und Kulturreferent der Provinz Turin, sowie Alberto Custodero, der Journalist der Zeitung "la Repubblica", der den Leutnant a.D. Renninger in Erlangen entdeckte und interviewte; er sammelte unveröffentlichte Berichte und Hintergrundinformationen zu den Morden. Nachmittags ist ein Besuch an Stätten geplant, an denen Faschisten und Partisanen aufeinanderstießen.

"luna nuova", 8. April 2003 von Elias Bevilacqua

Sonntag: Bewegtes Gedenken an die 51 zivilen Opfer von 1944

Cumiana, Mahnung für den Frieden Erlangen: "Wenn Freundschaft Vergebung bedeutet"

Sie hat eine Menge Freunde, diese Stadt Cumiana: Um das zu erkennen, musste man am Sonntag Morgen nur die Trikolore-Schärpen zählen. Eigentlich war es ein trauriger Anlass: das Gedenken an ein Massaker, die Ermordung von 51 Zivilpersonen am 3. April 1944. Aber gerade in diesen Momenten ist es, 59 Jahre danach, so wichtig, sich die Hand zu reichen: um sich zu erinnern, um seiner Erschütterung Ausdruck zu geben, um über Irrtümer nachzudenken. Die Gedanken gehen unweigerlich zu den Ereignissen im Irak in diesen Tagen. Auch hier sterben Zivilisten. Die Parallelen zwischen dem Krieg von einst, dem Zweiten Weltkrieg, und dem Krieg im Hier und Jetzt werden in den Ansprachen aller offiziellen Vertreter deutlich. Aber die Tatsache, dass an diesem Sonntag in Cumiana bereits zum fünften Mal deutsche Bürger der Stadt Erlangen anwesend sind, ist ein Zeichen dafür, dass "die Menschen guten Willens" an Vergebung denken können, an Freundschaft über die Grenzen hinweg, an ein Europa, das so stark ist, dass Auseinandersetzungen überflüssig werden. Und wenn die Worte der Offiziellen nicht genügen, wenn sie noch nicht überzeugen, dann sind da noch die Jungen und Mädchen, um es unter Beweis zu stellen: die junge Generation, die, wenn es gutgegangen ist, den Krieg nur noch aus den Erzählungen ihrer Großeltern kennt. Die Schüler der Mittelschule von Cumiana und des Erlanger Ohm-Gmynasiums betonen ihren festen Willen, einen neuen Anfang zu wagen, sich kennenzulernen, miteinander zu sprechen, zu einer Welt in Frieden zu sprechen. Warum ausgerechnet Erlangen? Weil in Erlangen viele Jahre lang, unentdeckt, der ganz normale "gute Bürger" Anton Renninger lebte, genannt "der Henker von Cumiana". Gleich nachdem er entlarvt wurde, bat die kleine Stadt Cumiana um Vergebung. Daraus entwickelten sich freundschaftliche Kontakte, die in naher Zukunft zu einer echten, eigenständigen Städtepartnerschaft werden können. Das wünschten sich sowohl Gisela Wickert, die Vertreterin des Erlanger Bündnisses für den Frieden, als auch Bürgermeister Gerd Lohwasser. Für beide sind Reisen in die jeweils andere Stadt und die Aufnahme dort "ein Beitrag zur Aussöhnung zwischen unseren Völkern". Gerd Lohwasser kündigte an, dass im Frühsommer des Jahres eine Radfahrt für den Frieden von Erlangen nach Cumiana stattfinden werde. Er dankte auch für die "Vergebung" von seiten Cumiana, "für eine Geste des Friedens in dieser Zeit des Krieges". Der Vize-Präsident der Provinz Turin, Giuseppe Gamba, beschrieb die Kontakte zwischen den beiden Kommunen als einen "Eckpfeiler der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Völkern" und betonte, dass "nur die Erinnerung die Gefahr bannen kann: Wir haben die Verpflichtung, Zeugnis abzulegen und die Geschichte zu bewahren, aber auch an die Gegenwart zu denken." Auf der Ehrentribüne saß, sichtlich bewegt, ein Mann, der sich gut erinnert: Luigi Losano aus Pinerolo, heute der einzige Überlebende des Massakers. In der Menge war auch der Partisanenkommandant Giulio Nicoletto.

Einzelheiten von jenem 3. April

Eine Vergeltungsmaßnahme, ein Ultimatum und ein "Henker, der straflos ausging"

Der Mord an den 51 Zivilisten im Weiler von Riva di Caia geschah am 3. April 1944 im Zug von Repressalien für die Gefangennahme von 34 Soldaten durch die Partisanen, die im Sangone-Tal operierten. 58 Personen wurden an die Wand des Bauernhofes gestellt; nur sieben konnten sich retten. Unter ihnen war Luigi Losano, der, den Lauf des Gewehres schon auf seinen Kopf gerichtet, murmelte: "Ich bin Volksschullehrer, ich bin nicht von Cumiana." Die Gefangennahme der 34 Soldaten ereignete sich am 1. April nach der Ankunft einer Abteilung italienischer SS im Dorf; der Angriff der Partisanen wurde von vier Brigadekommandanten geleitet: Sergio de Vitis, Nino Criscuolo, Eugenio Fassino und Franco Nicoletta. Als Reaktion wurden sofort danach 151 Zivilpersonen als Geiseln genommen. Das Ultimatum an die Partisanen: sofortige Freilassung der 34 Gefangenen, die zwischenzeitlich nach Forno di Coazze gebracht worden waren. Falls nicht: Tod der Zivilisten. Die Partisanenkommandanten waren sich nicht einig, was geschehen solle: Einige wollten keinen Austausch, um keinen "Präzedenzfall" zu schaffen. Franco Nicoletta schickte nach seinem Bruder, dem Kommandanten Giulio, der sich damals gerade von einer Krankheit erholte. Seine Meinung sollte ausschlaggebend sein. Nicoletta kam zum vereinbarten Treffen, begleitet von Michelangelo Ferrero, dem Arzt von Cumiana, und Don Felice Pozzo, dem Gemeindepriester. Sie trafen den Leutnant Anton Renniger, der ihnen erklärte: "Zu spät, wir haben schon 51 von ihnen erschossen!" Nicoletta berichtete später, er habe zunächst geglaubt, es sei ein Bluff. Er bemerkte seinen Irrtum, als er sah, wie der Priester und der Arzt in Tränen ausbrachen. Er ließ sich daraufhin zu heftigen Beschimpfungen gegenüber Renninger hinreissen, der sich seinerseits über "den schmutzigen Krieg" beklagte und dass er "so weit weg von zuhause sei". Zur Freilassung der anderen Gefangenen wurde ein Termin für den darauffolgenden Tag festgelegt: Nicoletta überbrachte die Nachricht nach Pinerolo, an General Hansen, mit dem er ein "menschliches Zwiegespräch" auf Latein führte, um nicht von Dolmetschern abhängig zu sein. Der General fand Worte der Anerkennung für seine Gegner, und die beiden verständigten sich auf den Austausch der Gefangenen. Nach dem Massaker von Cumiana bekamen jedoch einige der Beteiligten Gewissensbisse: ein ganzes SS-Battalion desertierte. Die Spuren des Leutnants Renninger verloren sich bis 1998. Damals versuchte Losano, den Schuldigen zu finden. Der Journalist Alberto Custodero, Redakteur des Turiner Lokalteils der Tageszeitung "La Repubblica" und Bürger von Cumiana, entdeckte ihn dann in Erlangen, in der Nähe von Nürnberg. Renninger fühlte sich in die Zeit vor so vielen Jahren zurückversetzt und verteidigte sich mit dem Argument, er habe lediglich die Befehle des SS-Hauptmanns Alois Schmitt ausgeführt; Schmitt war bereits wegen anderer Kriegsverbrechen, darunter dem Massaker von Giaveno, zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Renningers Frau wurde von dieser Wahrheit erschüttert: Sie hatte nie etwas gewußt. Im übrigen hatte sich Renninger ein neues Leben als Geschäftsmann aufgebaut. Es wurde ein Prozess eröffnet, aber die Vernehmung von Renninger wurde aus Gesundheitsgründen mehrere Male verschoben. Er verstarb im Jahr 2000 im Alter von 82 Jahren.

"l´eco del chisone", 9. April 2003

Anlässlich der Feiern zum 59. Jahrestag des Massakers

Friedensbotschaft aus Cumiana

Delegation aus Erlangen mit Schülern und Bürgermeister

Eine große Menschenmenge nahm am Sonntag, 6. April an der offiziellen Gedenkfeier für die Opfer des Nazi-Massakers am 3. April 1944 teil. Die einzigartige Neuigkeit dieses Jahres, am 59. Jahrestag des Massakers, war das Grußwort der Schüler des Erlanger Ohm-Gymnasiums, die kurze Botschaften in italienischer Sprache zur Bedeutung des Friedens vortrugen; sie sprachen auch über die Bestürzung, welche vor drei Jahren in ihrer Stadt die Nachricht auslöste, dass ihr geachteter Mitbürger, "der sympatische Toni", wegen Kriegsverbrechen angeklagt war. Gemeinsam mit ihnen lasen Schüler der Mittelschule von Cumiana Auszüge aus Schriften, unter anderem von Primo Levi, vor. Alle Grußbotschaften, die während der Feierstunde aufeinander folgten, hatten ihren eigenen Schwerpunkt: Bürgermeister Costelli erinnerte daran, dass es "eines starken Europas bedürfe, um den Frieden zu sichern; deswegen werden auch unsere Beziehungen mit Erlangen von Dauer sein." Gisela Wickert bat im Namen des "Erlanger Bündnisses für den Frieden" die Bürger von Cumiana um Vergebung; Gerd Lohwasser, Bürgermeister der bayerischen Stadt, sprach von "wundervollen Gesten der Aussöhnung", und schließlich sagte Beppe Gamba, Vize-Präsident der Provinz Turin: "Es darf nicht sein, dass es zur Gewalt der Waffen keine Alternative gibt!" Tiefe Bewegung löste die Anwesenheit von Luigi Losano, 88, auf der Ehrentribüne aus; er ist der einzige Überlebende des Gemetzels, der an jenem längst vergangenen 3. April im Angesicht der Schlächter die Kraft aufbrachte, auf Deutsch zu rufen: "Ich bin Lehrer, ich komme aus Pinerolo, nicht aus Cumiana!" Ein unerwarteter Zwischenfall, der die Henker verwirrte und ihm das Leben rettete. Bei der diesjährigen Feier waren auch die Parlamentsabgeordneten Fassone und Merlo anwesend, ebenso die ehemaligen Partisanenkommandanten Giulio Nicoletta und Ettore Serafino, weiterhin Repräsentanten des Militärs, der Carabinieri und der Präfektur sowie zahlreiche Vertreter benachbarter Kommunen und der örtlichen Vereine.

"La Valsusa", 10. April 2003 von Abele Luigi Bergeretti

Cumiana gedenkt seiner 51 Märtyrer

Ihr Tod ist auch eine Botschaft des Friedens

Anwesenheit einer Delegation aus Erlangen (Deutschland) mit 33 Jugendlichen eines Gymnasiums sowie dem Bürgermeister der deutschen Stadt, der Abgeordneten Fassone und Merlo, des Vize-Präsidenten der Provinz, Sig. Gamba, von Bürgermeistern und Vertretern der Vereine 59 Jahre sind seit jenem tragischen 3. April 1944 vergangen, an dem 51 Einwohner von Cumiana, unter ihnen Greise und Kinder, im Weiler Riva di Caia in einer Vergeltungsaktion hingeschlachtet wurden - ermordet von Nazi- Faschisten, die nicht auf die Ankunft von Probst Felice Pozzo warten wollten. Dieser hatte, zusammen mit dem Arzt Dr. Ferrero und dem Zweiten Gemeindepriester Don Bosso, von den Partisanen in Forno di Coazze den Austausch von Gefangenen erwirkt. Jedes Jahr versammeln sich Bürger und Würdenträger der Stadt in der Nähe des Tatortes, um "an das Geschehen zu erinnern, zu beten und nachzudenken". Am Sonntag, 6. April 2003 wurden die Gedenkfeiern beendet mit dem Zug vom Rathaus zu dem Kreuz, das an der Gabelung der Provinzstraße für die zivilen Opfer errichtet wurde. An dem steinernen Altar vor der Gedenktafel mit den Namen der 51 Märtyrer feierte der Probst von Santa Maria della Motta, Don Flavio Motta, die Seelenmesse, begleitet vom Musikverein von Cumiana "Vittorino Dovis" mit geistlicher Musik. In seiner Predigt erinnerte Don Flavio Motta daran, dass "unsere Brüder im Glauben gestorben sind, betreut von den Priestern der Gemeinde. Aus ihrem Martyrium muss in uns allen ein noch größerer Wunsch nach Frieden erwachsen. Sie starben als unschuldige Opfer für den Frieden und die Freiheit." Am Altar das Fahnenmeer der Soldaten- und Partisanenvereine sowie der Bürgervereinigungen mit ihren Vorsitzenden und Mitgliedern. Dann die Bürgermeister und Stadräte mit den Fahnen von Cumiana und der Provinz Turin, der Stadt Pinerolo, der Gemeinden Avigliana, Coazze, Bruino, Giaveno, Orbassano, Piscina, Sangano mit der Vize-Präsidentin der Partisanen-Vereinigung, Dr. Carla Siccardi-Vecco, dem Präsidenten Berto Romano und Leutnant Giulio Nicoletta, dem ehemaligen Kommandanten der 41. Autonomen Division "Sergio de Vitis", der die Verhandlungen zum Gefangenenaustausch geführt hatte, sowie dem Vorsitzenden des Komitees für das Ossarium von Coazze, Kommandant Ferrussio Tessa. Unter den übrigen befanden sich die Abgeordneten Elvio Fassone und Giorgio Merlo, der Vize-Präsident der Provinz Turin, Gamba, Repräsentanten der Streitkräfte, der Bürgermeister von Erlangen, Gerd Lohwasser, sowie die Vertreterin des "Erlanger Bündnisses für den Frieden", Gisela Wickert; des weiteren waren aus der deutschen Stadt Schüler und Lehrkräfte eines Erlanger Gymnasiums angereist, die bei Familien in Cumiana wohnten. Anwesend waren auch Angehörige der Opfer sowie Evelina Turinetto-Ruffinato, die als jungverheiratete Frau in der Familie des Besitzers des Weilers von Riva di Caia an jenem schrecklichen 3. April 1944 ihre 51 Mitbürger sterben sah, und Luigi Losano aus Pinerolo, einziger Überlebender der Tragödie, dem es wie durch ein Wunder gelang sich zu retten, als er erschossen werden sollte. Ehrenkränze wurden niedergelegt von der Stadt Cumiana, vom Bürgermeister von Erlangen, von Vertretern der Sozialdemokraten und des "Erlanger Bündnisses für den Frieden" aus der deutschen Stadt. Im Anschluss an die Messe folgten die Grußworte des Bürgermeisters von Cumiana, Dr. Roberto Costelli, der Vorsitzenden des "Bündnisses für den Frieden" und des Bürgermeisters von Erlangen (der Stadt, in welcher der zwischenzeitlich verstorbene Leutnant Renninger lebte, vor dem Militärtribunal in Turin angeklagt als Kommandant des Erschießungskommandos und Verantwortlicher für das Massaker). Gerd Lohwasser erinnerte unter anderem daran, dass sein Besuch in Cumiana - bereits der zweite - ein Zeichen tiefer Achtung vor den Opfern und ihren Angehörigen sei; er dankte den Bürgern von Cumiana und seinen deutschen Mitbürgern für die Geste der Aussöhnung, die beweise, dass die Versöhnung zwischen den Völkern möglich sei. Daraufhin berichtete er, dass im späteren Frühjahr eine "Radfahrt" von Erlangen nach Cumiana stattfinden werde. Auch dies sei ein Beweis der Brüderlichkeit und der Freundschaft, der davon künde, dass Hoffnung auf Frieden überall in der Welt bestehe. Gleiche Gefühle brachten mit sehr viel Spontaneität auch einige Schüler des deutschen Gymnasiums und der Mittelschule von Cumiana zum Ausdruck. Mit der Ansprache des Vize-Präsidenten der Provinz Turin, Gamba, schloss die Feierstunde. Gamba erinnerte an die Märtyrer von Cumiana und an die Zeit des Krieges, die wir nun mit der Tragödie im Irak noch einmal durchleben; er rief alle dazu auf, für den Frieden zu arbeiten, der "Tag für Tag neu geschaffen werden muss, weil es auf der Welt so viele Kriege gibt." Deshalb müssen wir unsere Stimme zu einem lauten "Nie wieder Krieg!" erheben. "Die Märtyrer von Cumiana starben für die Freiheit, für die Demokratie, für den Frieden. Dies ist die große Lehre, und es wäre töricht, sie nicht anzunehmen und nicht dafür zu arbeiten, dass in der Welt wirklich der Friede siegt."