Stellungnahme zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan Presseerklärung des Erlanger Bündnis für den Frieden   Das Erlanger Bündnis für den Frieden hat sich mit der weltweiten Friedensbewegung und der Mehrheit der deutschen Bevölkerung von Anfang an gegen die militärische Intervention in Afghanistan gewendet. Dieser Konflikt ist militärisch nicht zu lösen. Der Ruf nach immer mehr Truppen und Kriegsgerät erschwert den Weg zu einer gewaltfreien politischen Konfliktlösung. Wir protestieren gegen die geplante Aufstockung der Bundeswehrtruppen und jegliche Verlängerung des Bundeswehr-Mandats in Afghanistan.   Das dort in den vergangenen Jahren bereits stationierte Militär, aktuell ca. 43000 Soldaten, hat der afghanischen Bevölkerung nicht mehr Sicherheit gebracht, im Gegenteil: Die Übergriffe der Aufständischen und der Taliban sowie die Kampfhandlungen der ausländischen Truppen haben seit 2004 drastisch zugenommen. Jeden Tag geschehen mehrere Angriffe der Aufständischen mit Toten und Verwundeten. Karl Eikenberry, Oberbefehlshaber der US-Truppen, listet allein für das Jahr 2006 6358 Attacken auf, davon 4542 Direktangriffe, 1677 Straßenbomben und 139 Selbstmordattentate. 2005 wurden von der US-Armee 2398 Anschläge gezählt, 2004 waren es noch etwa halb so viele. Unter Militäreinsätzen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen leidet in erster Linie die Bevölkerung Afghanistans, die Tausende Tote und Verwundete zu beklagen hat. Kämpfe und Vertreibungen führen dazu, dass die ausländischen Truppen von der afghanischen Bevölkerung nicht als Helfer, sondern mehr und mehr als Besatzer angesehen werden.   Der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan nur im Rahmen der ISAF kostet jährlich ca. 460 Millionen Euro. Insgesamt betrugen die militärischen Ausgaben für den ISAF- und OEF-Einsatz von 2002 bis 2006 ca. 83,5 Milliarden Dollar, für Aufbau- und Entwicklungshilfe ca. 7,3 Mrd. Dollar. D.h., für den Wiederaufbau und zivile Hilfen wird nur ein Bruchteil der militärischen Ausgaben aufgebracht, nämlich weniger als 10 %!. Jede weitere Truppenerhöhung wird dieses krasse Missverhältnis noch steigern.   Wir fordern stattdessen den Rückzug des Militärs und die Verwendung der dadurch frei werdenden Gelder für humanitäre Hilfen, Verbesserung der Infrastruktur, Bau von Schulen, Gesundheitseinrichtungen, Brunnen usw. Die afghanische Bevölkerung muss möglichst breit und umfassend am Wiederaufbau beteiligt sein. Dabei müssen Formen der Mitbestimmung entwickelt werden, um einen Demokratisierungsprozess zu fördern und der ausufernden Korruption auf allen Ebenen einen Riegel vorzuschieben.   Die Mehrheit der deutschen Bevölkerung ist gegen die Beteiligung der Bundeswehr am NATO-Krieg, sogar 86 % sprechen sich gegen die Ausweitung des Einsatzgebietes in den Süden Afghanistans aus. Deutschland muss endlich eine friedenstiftende Rolle in dieser Auseinandersetzung übernehmen.   "Mit einer derartigen (Friedens-, EBF) Politik könnte Deutschland eine Wende vom Krieg zur zivilen Konfliktbearbeitung, von der Konfrontation zum Dialog einleiten. Das wäre ein Signal, das weit über Afghanistan hinaus in vielen islamischen Ländern gehört werden würde. Für eine solche Politik treten wir ein." (Prof. Andreas Buro am 15.09.2007 bei einer Antikriegs-Kundgebung in Berlin) Erlangen, 7.März 2008